Schwerpunktthema Ausbildung

Drahtzug: ein Ausbildungsbetrieb, der Mut schenkt

Eine fundierte Ausbildung ist der Grundstein für die berufliche Zukunft. Doch was, wenn junge Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen mit den hohen Anforderungen und dem rasanten Tempo des Arbeitsmarktes nicht Schritt halten können? Für sie bietet Drahtzug ein umfangreiches, innovatives und vor allem individuelles Angebot.

 

Im Geschäftsjahr 2020 zählte der Drahtzug 18 Lernende – angehende Fachleute Betriebsunterhalt, Logistiker/innen und Kaufleute. Ihr Ziel: am Ende der Lehre einen eidgenössischen Abschluss in der Tasche haben, um in die Berufspraxis einsteigen zu können. Und darauf arbeiten schliesslich alle Lernenden hin. Doch die Ausbildungen, die Drahtzug anbietet, heben sich in einigen wichtigen Punkten ab. Sie sind nämlich spezifisch ausgerichtet auf die Bedürfnisse von jungen Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen.

 

Intensiver Support und mehr Anleitung
«Die Vorgeschichten unserer Lernenden sind sehr vielfältig», erklärt Ros Kummer, Leiterin Ausbildung und Arbeitsintegration. «Manche hatten von klein auf mit einer Krankheit zu kämpfen, andere hatten einen Unfall, der schliesslich zur psychischen Beeinträchtigung führte. Bei einigen ist die familiäre Situation sehr verwirrend und belastend. Und auch die Diagnosen, von ADHS über Angstzustände bis hin zu Depressionen, sind ganz unterschiedlich.» Was die jungen Lernenden alle gemeinsam haben: Sie benötigen während ihrer Ausbildung eine intensivere Betreuung und mehr Anleitung. Und genau das bekommen sie im Drahtzug, wo sie neben einer erfahrenen Berufsbildungsperson einen Job Coach an ihrer Seite haben. Er oder sie fungiert als Bindeglied zwischen der/dem Lernenden, der IV, dem Therapeuten und den Eltern und koordiniert das «Gesamtsetting». Unabhängig davon, ob die Lernenden ihre Ausbildung direkt im Drahtzug absolvieren oder im Rahmen des Angebots «Supported Education» bei einem externen Arbeitgeber im Arbeitsmarkt.

 

Auch das persönliche Befinden hat Platz
«Entscheidend ist, dass diese professionelle Begleitung individuell zugeschnitten wird», sagt Markus Kunz, Leiter Agogik. «Dabei geht es darum, sich vielleicht etwas mehr Zeit zu nehmen beim Vermitteln des fachlichen Wissens. Aber es braucht eben auch Support im Zusammenhang mit persönlichen Befindlichkeiten und Krisen, die zwar mit dem Fachlichen nichts zu tun haben, sich aber dennoch auf das Verhalten am Arbeitsplatz auswirken.»

 

 

«Die riesige Enttäuschung des Lehrabbruchs könnte
in vielen Fällen verhindert werden.»

Markus Kunz, Leiter Agogik

 

 

Enttäuschung liesse sich vermeiden
Dass solche Themen bei einer Ausbildung ohne unterstützende Begleitung oftmals keinen Platz haben, ist eine Tatsache. Und leider haben das die meisten Lernenden, die aktuell im Drahtzug ausgebildet werden, zuvor bereits am eigenen Leib erfahren. Sie fingen eine Lehre im Arbeitsmarkt an, mussten sie dann jedoch wieder abbrechen. «In vielen Fällen können sich die Betroffenen während der obligatorischen Schulzeit gerade noch so durchboxen. Beim Übergang von der Schule zur beruflichen Ausbildung wird es dann jedoch schwierig und sie merken, dass sie im Arbeitsmarkt ohne Support nicht bestehen können», so Markus Kunz. Dies widerspiegelt sich leider auch in den Zahlen der IV-Bezüger – die unter 20-Jährigen machen einen beträchtlichen Anteil aus. «Traurig ist, dass diese riesige Enttäuschung des Lehrabbruchs in vielen Fällen verhindert werden könnte», sagt Markus Kunz. «Würde man die psychischen Beeinträchtigungen früher erkennen und abklären, könnte man von Anfang an den Weg über eine Lehre mit spezieller Begleitung wählen.»

 

Das eigene Leben anpacken
Enttäuschung ist zweifellos ein prägendes Schlagwort für viele Lernende im Drahtzug. Leider hatten manche von ihnen in den vergangenen Jahren kaum Erfolgserlebnisse. «Sie hatten Probleme in der Schule, wurden vielfach gemobbt, scheiterten immer wieder», erläutert Ros Kummer. «Und die ganze Zeit über wurde ihnen von Eltern, Lehrpersonen oder Ärzten gesagt, was sie tun sollten. Wenn es dann darum geht, dieses negative Gefühl in Motivation umzuwandeln und auf einmal Verantwortung für die eigene Zukunft zu übernehmen, ist das mit sehr viel Arbeit verbunden. Es braucht Zeit, bis es Klick macht und die Lernenden realisieren: Das ist mein Leben und ich muss es selbst anpacken! Sie können lernen, mit ihren Problemen und ihrer Krankheit umzugehen. Und sie sollen wieder Selbstvertrauen gewinnen.»

 

 

«Es steckt noch viel Potenzial im Bereich
der beruflichen Ausbildungen.»

Markus Kunz, Leiter Agogik

 

 

Attraktive Rahmenbedingungen
Die Professionalität und Erfahrung der Fachpersonen sowie die sehr individuelle Betreuung zeichnen Drahtzug als Ausbildungsbetrieb aus – und das bereits seit vielen Jahren. Auch erhalten die Lernenden die Möglichkeit, während ihrer Ausbildung Praktika im Arbeitsmarkt zu absolvieren. Attraktiv ist auch der Standort an wunderschöner Lage in Zürich, an dem alle Ausbildungsrichtungen vereint sind. So können sie von der Gesamtdynamik des Unternehmens profitieren und erleben in ihrem Arbeitsalltag ein «Miteinander», das motiviert. Im Sommer 2020 starteten fünf neue Lernende ins erste Ausbildungsjahr im Drahtzug. «Wir haben bewusst am Anfang viel Zeit investiert, um eine gute Basis zu schaffen und die jungen Leute abzuholen – mit Gesprächen, einem intensiven Austausch und auch gemeinsamen Workshops. Das zahlt sich nun aus», erzählt Ros Kummer. Ob alle von ihnen das grosse Ziel, den anschliessenden Einstieg in den Arbeitsmarkt, erreichen werden, wird sich zeigen. Die Chancen stehen jedoch gut.

Und wie wird es in den kommenden Jahren weitergehen? Markus Kunz ist überzeugt: «Insgesamt steckt noch viel Potenzial im Bereich der beruflichen Ausbildungen. Die Nachfrage ist gross. Umso wichtiger ist es, dass wir unser Angebot gezielt weiterentwickeln und auf die Bedürfnisse der heutigen Generation wie auch auf den Arbeitsmarkt abstimmen. Das ist unser Ziel, an dem wir intensiv arbeiten.»

 

 

Mahir Sen:
einer von uns

Dürfen wir vorstellen: Das ist Mahir Sen, einer unserer Lernenden. Im Film erzählt er ganz offen und persönlich, wie er seine Lehre im Drahtzug erlebt.

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