Seit rund einem Jahr ist er im Amt: Philippe Merk, unser Vorstandspräsident. Im Interview haben wir mit ihm zurückgeschaut, aber auch einen Blick auf das Hier und Jetzt geworfen – auf prägende gesellschaftliche Entwicklungen und auf den dynamischen Kontext, in dem Drahtzug agiert und sich erfolgreich behauptet.
Herr Merk, im Arbeitsmarkt nehmen Druck und Tempo immer mehr zu. Wie haben Sie das im Zuge Ihrer Karriere erlebt – und wie schätzen Sie diese Entwicklung ein?
Der Arbeitsmarkt verändert sich permanent. Neben der Globalisierung ist es vor allem die Digitalisierung, die zu grossen Entwicklungen in der Automatisierung und Vernetzung von Menschen und Wertschöpfungsketten geführt hat. Natürlich hatten und haben diese technologischen Veränderungen auch einen profunden Effekt auf die Arbeitswelt und führten zu veränderten Anforderungen an Mitarbeitende und Auszubildende. Neben gewissen negativen Entwicklungen, bedingt durch das Verschwinden nicht mehr gefragter Tätigkeiten, haben die arbeitenden Menschen aber auch mehr Gestaltungsfreiraum, Mitsprache und Verantwortung bekommen. Ich bin überzeugt, dass die Digitalisierung auch weiterhin eine treibende Kraft in unserer Gesellschaft und in unserem wirtschaftlichen Leben bleiben wird.
Gerade die Zahl der jungen IV-Bezüger mit psychischer Diagnose ist in den vergangenen Jahren stark angestiegen. Wie kann oder muss ein Unternehmen wie Drahtzug Ihrer Meinung nach darauf reagieren?
Unsere Angebote müssen unabhängig vom Alter für alle Betroffenen attraktiv sein. Alle Mitarbeitenden sollen das für sie ideale Angebot finden. Dies ist ein wichtiger Grundsatz im Drahtzug. Eigentlich sollten die «Beruflichen Massnahmen» ein wichtiger Pfeiler in unserer heutigen Angebotspalette und speziell für jüngere Betroffene besonders attraktiv sein. Schliesslich haben sie einen grossen Teil ihres beruflichen Lebens noch vor sich. Wir gehen fest davon aus, dass wir diesen Bereich in Zukunft weiter entwickeln und ausbauen können.
Die UN-Behindertenrechtskonvention ist ein Thema, das die gesamte Gesellschaft angeht. Wie weit ist Ihrer Ansicht nach die Schweiz bei der Umsetzung?
Ich bin zu wenig Fachmann, um dies wirklich zu beurteilen. Trotzdem habe ich rein subjektiv den Eindruck, dass unsere Gesellschaft zunehmend versteht, wie bedeutend die sozialen und wirtschaftlichen Folgen psychischer Erkrankungen und Beeinträchtigungen sind und wie wir als Gesellschaft am besten damit umgehen. Damit sind wir automatisch bei Themen wie Bewusstseinskultur und Inklusion von Betroffenen.
Wie werden die Werte der UN-Behindertenrechtskonvention bei Drahtzug im Alltag gelebt?
Das Projekt UN-Behindertenrechtskonvention befindet sich auch bei uns in der Umsetzung. Ich betrachte es als ein langfristiges Projekt, das subtil an verschiedensten Stellen eingreift, um einen positiven Effekt auf unsere Unternehmenskultur und auf die Attraktivität unserer Arbeitsplätze auszuüben. Konkret durfte ich dies kürzlich als Teilnehmer an einer Personalkommissionssitzung erleben. Ich war sehr beeindruckt, wie sich die einzelnen PEKO-Mitglieder eingebracht haben, wie gut vorbereitet sie waren und was für kluge und innovative Lösungsansätze zum Wohle des Drahtzugs vorgeschlagen wurden. Und genau so wird die UN-BRK schliesslich «gelebt» und erhält einen wirklichen Wert in der alltäglichen Realität.
Wie nah sind Sie als Präsident eigentlich am Drahtzug-Alltagsgeschehen dran?
Die GL tut wirklich alles, um den Vorstand zeitgerecht und objektiv über die wesentlichen Entwicklungen zu informieren und uns auf die Entscheidungen vorzubereiten, die wir als Gremium zu verantworten haben. Klar ist aber auch, dass wir eine saubere Trennung zwischen operativem Alltag und Themen, die mehr den Vorstand betreffen, möchten. In dem Sinne bin ich nicht im Alltagsgeschehen eingebunden.
Welche Projekte sind für 2021 geplant?
Wie erwähnt, werden wir die Umsetzung des UN-BRK-Projekts weiter vorantreiben. Im Hintergrund sind GL und Vorstand daran, die Strategie zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen. Im Moment ist es aber zu früh, um bereits Schlussfolgerungen zu kommunizieren.
Was stimmt Sie für das neue Drahtzug-Geschäftsjahr optimistisch?
Was mich vor allem zuversichtlich stimmt, sind die hohe Qualität, Einsatzbereitschaft und Anpassungsfähigkeit unserer Führungskräfte, Angestellten und Mitarbeitenden, die im schwierigen letzten Jahr gezeigt haben, dass es trotz Krise geht. Dafür möchte ich im Namen des Vorstands allen Beteiligten ganz herzlich danken! Im Weiteren hoffe ich, dass die diversen Impfungen zu einer Normalisierung des gesellschaftlichen, sozialen und wirtschaftlichen Lebens führen werden. Umso mehr freut es uns, dass im Rahmen der Impfstrategie des Kantons Zürich unsere ganze Belegschaft die Chance hatte, sich vor Ort im Drahtzug impfen zu lassen und damit einen Beitrag zu leisten.