2019 war Michelle Stolz (links im Bild) im Rahmen eines Aufbautrainings im Drahtzug, wo sie im geregelten Arbeitsalltag wieder Fuss fassen konnte und von Job Coach Urs Spiegel begleitet wurde. Heute arbeitet sie bei der Sanitas Krankenversicherung als Archivarin – und ist überglücklich mit ihrem Job. Welchen Weg sie ging und wie sie diesen erlebte, erzählt sie im Interview gleich selbst.
Frau Stolz, was verbindet Sie mit dem Drahtzug?
Es ist ein paar Jahre her, da wurde ich aus gesundheitlichen Gründen für eine Weile vom Sozialamt unterstützt. Ich suchte dann aktiv nach Möglichkeiten und Angeboten für eine Berufseingliederung. Es war mir sehr wichtig, wieder im Arbeitsmarkt Fuss fassen zu können. Ich schaute mir also verschiedene Institutionen an und landete schliesslich beim Drahtzug, wo es mir auf Anhieb total gut gefiel.
Wie lief die Zeit im Drahtzug ab?
Während eines halben Jahres absolvierte ich im Textil-Atelier ein Aufbautraining. Ich startete mit einem 50-Prozent-Pensum, welches in Absprache mit meinem Job Coach Urs Spiegel Schritt für Schritt erhöht wurde. Er begleitete mich wirklich sehr gut durch diese Zeit. Wir trafen uns regelmässig, besprachen meine Situation und mögliche Entwicklungsschritte. Das gab mir ein sehr gutes Gefühl. Darüber hinaus war es für mich eine super Erfahrung, dank der Arbeit im Drahtzug wieder eine Struktur im Alltag zu haben. Das half mir sehr.
Wie ging es weiter?
Urs Spiegel hat sich intensiv für mich eingesetzt und nach passenden, sinnvollen Anschlusslösungen für mich gesucht. So kam er eines Tages auf mich zu und erzählte mir von der Möglichkeit, eines Praktikums bei Sanitas. Ich war zunächst unsicher, da es mir wichtig ist, im Arbeitsalltag auch körperlich aktiv zu sein und nicht nur am Computer zu sitzen. Doch nach meiner Schnupperwoche war ich überzeugt und stieg bei Sanitas ein.
Zunächst noch mit einem temporären Vertrag, oder?
Noch nicht mit einem festen Vertrag, sondern zuerst machte ich ein halbjähriges Praktikum als Berufseingliederung. Es gefiel mir von Anfang an total. Trotzdem war ich besonders zu Beginn noch extrem dankbar für die Unterstützung, die ich von Urs Spiegel erhielt. Er coachte und begleitete mich, stand mir mit Rat und Tat zur Seite und nahm mir meine Ängste. So wurde ich immer selbständiger.
Das Praktikum dauerte bis Anfang 2020. Und doch sind Sie noch heute bei Sanitas tätig…
Während meines Praktikums merkte ich, dass mir die Arbeit dort sehr gefällt – und dass ich sie gut mache. Da wurde eine unbefristete 50-Prozent-Stelle frei, für die ich mich bewarb. Zunächst erhielt ich leider eine Absage. Doch ich bemühte mich weiter, zeigte vollen Einsatz und bewies, dass ich es wirklich möchte. Wie es der Zufall wollte, sprang die neu eingestellte Person kurzfristig ab und ich erhielt schliesslich die Chance, die ich mir so sehr gewünscht hatte. Tja, das ist nun schon eine Weile her (lacht). Und ich bin immer noch total happy in meinem Job.
Wie wurden Sie im Team bei Sanitas aufgenommen?
Hervorragend. Meine Chefin, Anja Schlauri, ist wirklich toll und empfing mich mit offenen Armen. Ich kann immer auf sie zugehen, wenn ich Fragen oder ein Anliegen habe. Sie versteht mich und schätzt meinen Einsatz. Ganz ehrlich – ich hatte wohl noch nie eine bessere Vorgesetzte!
Was wünschen Sie sich für Ihren weiteren Berufsweg?
Aktuell arbeite ich im 50-Prozent-Pensum, würde jedoch gerne etwas aufstocken. Mal schauen, vielleicht wird das im kommenden Jahr möglich sein. Ansonsten würde mich die Handelsschule interessieren. Zahlen faszinieren mich total – auch wenn mir das Rechnen aufgrund meiner Dyskalkulie nicht so leicht fällt. Wer weiss? Vielleicht nehme ich dieses Projekt in ein paar Jahren in Angriff.